DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

22-08-2021 08:30
SXEU31 DWAV 220800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 22.08.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Vorübergehend TM, Anfang der Woche Übergang zu Na

Vor allem von Nordsachsen und Südbrandenburg bis ins südöstliche Niedersachsen
ab dem Nachmittag/Abend teils gewittrig verstärkter Stark- bzw. Dauerregen, bis
morgen Mittag andauernd. Gesamtregenmengen örtlich zwischen 40 und 100 mm. Im
Süden, Westen und in der Mitte lokal markante Gewitter, örtlich eng begrenzt
Unwetter mit Hagel und Starkregen über 25 mm, im Süden auch mit schweren
Sturmböen. Morgen Nachmittag im Südosten sich abschwächende Regenfälle.
Am Dienstag meist keine markanten Warnungen mehr erforderlich.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Ein Cut-Off-Tief hat den Ärmelkanal erreicht und zieht bis 18 UTC
weiter nach Hessen. Das zugehörige Bodentief befindet sich dicht nördlich und es
entwickelt sich zum Abend ein neues Tiefzentrum über Brandenburg und von dort
reicht eine Tiefdruckrinne bis nach Holland. Auf der Vorderseite des Höhentiefs
kommt im Osten und Norden vorübergehend Warmluftadvektion auf und auf der
Südseite des Tiefs dringt KLA zunächst bis zu den zentralen Mittelgebirgen,
später bis nach Sachsen vor. Die kühlere Luft (die mit einer Kaltfront
herangeführt wird) ist nicht mehr so feucht mit PPWs um die 25 mm, aber mit
ML-Cape-Werten zwischen 200 und gut 500 J/Kg. Von der Lausitz und dem Berliner
Raum bis zum nördlichen NRW und bis zum südlichen Emsland dagegen ist die Luft
deutlich feuchter mit PPWs um die 35 mm und ML-Cape-Werten von 200 bis 700 J/Kg.
Auch in Südostbayern ist die Luft bis zum Abend ähnlich feucht und labil. So
entwickeln sich heute neue Schauer und Gewitter. Der Schwerpunkt der Gewitter
dürfte in der Mitte, im Südteil von Ostdeutschland, im Südwesten von
Niedersachsen und im Südosten von Bayern liegen. Hier sind die
Wahrscheinlichkeiten für Starkregen nach ICON-D2-EPS am größten und auch die
operationellen Modelle haben hier die größten Regenmengen im Programm. Die
größte Scherung herrscht etwa südlich des Mains, da hier die Höhenwinde am
Südrand des Tiefs viel stärker sind als im Norden. Insofern können die Gewitter
in dieser Region auch organisiert sein mit der Gefahr von schweren Sturmböen.
Außen vor bleibt heute nur der äußerste Norden und Nordosten, wo am Nordrand der
sich formierenden Tiefdruckrinne etwas trockenere und kühlere Luft in unteren
Schichten einsickert. Hier frischt der Nordostwind vorübergehend auf, bringt
aber meist nur 6er Böen, exponiert vielleicht auch mal eine steife Windbö an der
See.

In der Nacht zum Montag verlagert sich das Cut-Off-Tief von Hessen zum
Tschechisch-Sächsischen Grenzgebiet, während die Bodentiefrinne von Brandenburg
nach Polen reichreicht. Die feuchteste Luft (PPWs 35 bis 40 mm) ist im Bereich
der Rinne zu finden, wo zudem Hebung durch Warmluftadvektion ausgelöst wird.
Entsprechend konzentrieren sich die Regenfälle im Laufe der Nacht auf einen
Streifen vom südlichen Niedersachsen bis nach Brandenburg, wobei auch Unwetter
durch ein- oder mehrstündigen und anfangs von Gewittern durchsetzten Starkregen
vorstellbar sind. Später kann es auch kräftigen, eher skaligen Regen geben.
Damit ist dann auch Dauerregen möglich.
Ansonsten entspannt sich die Lage, da sich auch im Südosten die etwas
gemäßigtere Luft durchsetzt. Allerdings sind gerade anfangs im Südosten noch
teils kräftige Gewitter vor allem mit Starkregen möglich, die dann an den Alpen
in teilweise nicht gewittrigen Stark- oder Dauerregen übergehen können.
Konvektive Entwicklungen bis in den Unwetterbereich sollten im Laufe der Nacht
aber nicht mehr auftreten. Auch der Küstenbereich dürfte von Starkregen und
Gewittern weiter verschont bleiben, da sich dort das Hoch über Skandinavien und
England in Verbindung mit trockener Luft bemerkbar macht.

Montag... zieht das Höhentief nur sehr langsam über den Norden Tschechiens nach
Osten, während sich ein neuer Bodentiefschwerpunkt weiter östlich entwickelt.
Der zum Höhentief gehörende Trog hängt nach Südwesten zurück bis nach
Frankreich, während der Rücken über Westeuropa einen Keil bis zum Nordmeer
aufweist und zum anderen einen weiteren flachen Keil Richtung Ostsee aussendet.
Deutschland gelangt dabei unter eine relativ schwache nord- bis nordöstliche
Höhenströmung, in der im Tagesverlauf keine substanziellen Hebungsimpulse mehr
erkennbar sind.

Gerade in der ersten Tageshälfte kommt es auf der Nord- und Westflanke des
Höhentiefs noch zu weiteren schauerartig verstärkten und teils gewittrigen
Regenfällen. Der Schwerpunkt dürfte in Brandenburg und/oder Sachsen, bedingt
auch noch in Thüringen zu finden sein, wo am Vormittag gebietsweise bis zu 30
l/m² innerhalb von 6 bis 12 h fallen können. Damit könnten auch
Dauerregenwarnungen bis Montagmittag reichen. Im Laufe des Nachmittags nimmt die
Intensität der Regenfälle ab, während sie sich gleichzeitig - wenn auch nur
langsam - südostwärts zurückziehen.

Ansonsten setzt von Nordwesten her eine merkliche Stabilisierung und Abtrocknung
ein. Neben dem Potenzial steigt auch der Luftdruck, weil sich das Zentrum des
Hochs von der Norwegischen See in Richtung UK/Irland verlagert. Mit auf Nord bis
Nordost drehendem, mitunter böig auflebendem Wind wird vergleichsweise kühle
oder sagen wir besser mäßig warme Luft in die Nordhälfte gesteuert, in der T850
auf 7/6°C zurückgeht. Da sich aber die Sonne von Norden her mehr und mehr
durchsetzen kann, reicht es in 2 m Höhe für Höchstwerte von 20 bis 23°C. In den
anderen Regionen wird es nicht wärmer und dort, wo es noch längere Zeit regnet,
eher noch etwas kühler.
Der Wind frischt am Tage vorübergehend auf und bringt von Vorpommern bis in den
Nordosten Brandenburgs einzelne 7er Böen. Er kommt im Norden und in der Mitte
aus Nord bis Nordost, während er im Süden auf Nordwest dreht.

In der Nacht zum Dienstag setzen sich die trockenen Luftmassen aus dem Norden
immer mehr auch im Süden durch, so dass das Areal mit Regenfällen immer kleiner
wird. So dürfte es z.B. in Sachsen spätestens ab Mitternacht kaum noch
Niederschlag geben, während es im Süden und Südosten Bayerns noch bis in die
Morgenstunden regnet. Am östlichen Alpenrand sind mit Stau sogar bis zu 20,
vereinzelt vielleicht sogar 25 l/m² innerhalb 12 h möglich. Dagegen klart es im
Norden und Westen des Vorhersageraums vielerorts auf, was die Temperatur häufig
in den einstelligen Bereich bis 6°C (Mittelgebirge) zurückgehen lässt.


Dienstag... weitet sich das Bodenhoch noch etwas nach Osten aus, während sich in
der Höhe - bei schwachem Gradienten - knapp südöstlich von uns eine
Trogkonfiguration hält. Diese kann aber nicht viel ausrichten, da sich mit
nordöstlichem Wind die trockene und stabile Luft fast überall durchsetzt. So
überwiegt von der Lausitz bis nach Bayern doch stärkere Bewölkung und in
Südostbayern regnet es noch bis in den Nachmittag. Ansonsten kommt zeitweise die
Sonne zum Vorschein bei 18 bis 24°C mit den niedrigen Werten bei Wolken. In
Norddeutschland reicht es sogar häufig für mehr als 10 Stunden Sonnenschein. Der
Nord- bis Nordostwind lebt im Tagesverlauf merklich auf, bringt aber in der
Spitze meist frische Böen, exponiert auch mal eine starke Bö (um 45 km/h).
In der Nacht zum Mittwoch gibt es abgesehen von der Küste meist einstellige
Tiefstwerte, im Vogtland bis 4 oder gar 3 Grad. Grund hierfür ist der klare oder
leicht bewölkte Himmel. Nur ganz im Norden ziehen erneut Wolken auf und im
Südosten gibt es noch Restwolken. Örtlich bildet sich Nebel.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumigen Basisfelder werden auch von den anderen Modellen ähnlich
simuliert.

Was den teils gewittrigen Starkregen/Dauerregen angeht so gibt es in der 2.
Tageshälfte nach ICON-D2-EPS (von 03 UTC) deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeiten
für Regenmengen über 40 mm/12 in einem Streifen von Sachsen bis ins südwestliche
Niedersachsen, ib Südbrandenburg, in Teilen Hessens und in Südostbayern. In der
Spitze zeigen die EPS-Läufe sogar punktuell Mengen weit über 100 mm. Morgen
betreffen in der ersten Tageshälfte die Regenfälle das südliche und mittlere
Brandenburg, Sachsen-Anhalt und das südöstliche Niedersachsen. In der 2.
Tageshälfte lassen die intensiven Regenfälle meist nach und allenfalls wäre noch
die Oberlausitz und das Erzgebirge betroffen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden